Würde Ihnen jemand diese Frage auf der Straße stellen, würden Sie eine Antwort geben können? Möglicherweise wollen Sie nicht darüber reden, es ist unangenehm, über Einsamkeit nachdenken zu müssen. Es schmerzt, es holt Erinnerungen an einsame Momente hoch. Momente der Hilflosigkeit, Verzweiflung, Gefühle von Alleingelassen werden. Vielleicht fällt Ihnen aber so leicht gar nichts ein, möglicherweise haben Sie sich noch nie einsam gefühlt, unter Umständen ist es Ihnen peinlich das zuzugeben.
Die gebürtige Annabergerin Shelly hat sich im Rahmen des Dachprojektes ERZählungen gestern, heute, morgen und dem dazugehörigen Teilprojekt „Antifeminismus und Geschlechterdemokratie“ mit dem Thema Einsamkeit von Personen, insbesondere von weiblich sozialisierten, auseinandergesetzt. Dabei entstand die Ausstellung „Einsam?“, in der sie die Erlebnisse im Alltag, auf der Arbeit oder im Privatleben im Bezug zum Thema Einsamkeit und die Rolle von ländlichen sowie isolierten Gegenden künstlerisch aufgearbeitet hat.
In der Öffentlichkeit wird selten über Einsamkeit gesprochen. Meistens spricht man dann von Einsamkeit im Alter, von Einsamkeit nach dem Tod eines nahestehenden Menschen, oder während des Lockdowns in der Corona-Pandemie. Zu wenig wird über die Einsamkeit von jungen Menschen gesprochen. Menschen in Familien und Partnerschaften, jene mit einem großen Freundeskreis, arbeitende Menschen, arme und reiche Menschen. Einsamkeit von Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die nicht heterosexuell sind, oder sich mit ihrem zugeordneten Geschlecht nicht identifizieren können. Fakt ist: uns alle verbindet dieses Gefühl und wir alle haben Ängste, die mit Einsamkeit verbunden sind. Als erstes Land weltweit hat Großbritannien ein Ministerium für Einsamkeit eingerichtet. In Deutschland gibt es seit 2022 das vom Bundesfamilienministerium geförderte „Kompetenznetz Einsamkeit“. Es gibt staatliche Versuche, den psychischen und physischen Folgen von Vereinsamung entgegen zu wirken, es aufs politische Tableau zu bringen. Es ist wichtig, darüber sprechen zu können, auch wenn und gerade, weil es so ein intimes und schambehaftetes Thema ist.
Friedrichstraße 25 A
09380 Thalheim/Erzgeb.