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Handwerks- und Bergbautradition

Mikroprojekt 3 – Handwerks- und Bergbautradition

Das Erzgebirge ist reich an Traditionen und weltweit für den Bergbau bekannt. Seit 2019 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe. Nach dem Rückgang des Bergbaus im 18. Jahrhundert wandten sich die Menschen der Holzbearbeitung zu, und die Region wurde berühmt für ihre Holz- und Spielwaren, wie die bekannten erzgebirgischen Räucherfiguren und Schwibbögen. Diese handwerklichen Traditionen prägen besonders die Weihnachtszeit, doch sie spiegeln oft veraltete Rollenbilder wider: Räucherfiguren stellen meist Männer in typischen Berufen dar, während Frauen oft in häuslichen Tätigkeiten wie Kochen oder Stricken gezeigt werden. Auch Schwibbögen reproduzieren traditionelle Geschlechterrollen. Obwohl diese Darstellungen einst das Leben der Menschen im Erzgebirge abbildeten, haben sich die sozialen Realitäten längst verändert, während die Stereotypen bestehen bleiben.

Im Teilprojekt „Handwerkstradition“ wurden diese Stereotypen hinterfragt, um eine neue Figur zu entwickeln, die das heutige Erzgebirge besser repräsentiert. In Straßenbefragungen bekleideten die Erzgebirger*innen eine magnetische Puppe mit verschiedenen vorbereiteten Kleidungsstücken und Accessoires, um ihre Vorstellungen von der „Erzgebirgischen Figur der Zukunft“ zu visualisieren. Die Auswahl reichte von neutralen Kleidungsstücken wie T-Shirts und Hosen bis hin zu traditionellen Accessoires wie der Bergmannstracht oder dem Schwibbogen.

Besonders auffällig war die geteilte Meinung über die Bedeutung bestimmter Symbole, wie etwa die Aue-Flagge. In den Befragungen stellte sich heraus, dass der Fußballverein für einige einen Bezug zur Heimat und zum Sport darstellt. Sie repräsentiert eine Gemeinschaft. Andere kritisierten jedoch die politische Vereinnahmung des Vereins. Der Schachthut, der für die Bergbautradition des Erzgebirges steht, und der Schwibbogen wurden von vielen Befragten gewählt, weil sie gern die reiche Tradition beibehalten wollen. Die Regenbogenflagge ist außerdem ein oft gewähltes Accessoire. Für die Befragten stellt sie ein offenes und diverses Erzgebirge dar. In einigen Befragungen wurde auch das Thema „Alter“ behandelt. Neben zwei Langhaar- und zwei Kurzhaarfrisuren in blond und braun, gab es außerdem graue Haare. Die Befragten waren häufig der Meinung, dass der Erzgebirgskreis vor allem von alten Menschen bewohnt wird und schlossen darauf typisch jugendliche Accessoires, wie ein Skateboard oder einen Joint, aus. Mehrer Teile wurden von den Befragten gewählt, weil sie für sie Heimeligkeit symbolisieren. Diese waren Hund und Katze, sowie ein Pilzkorb und ein Grill. Es gab außerdem Accessoires, die vor allem negativ besetzt worden sind. Dazu gehört einmal der Geldsack, der von den Befragten genutzt worden ist, um fehlende Finanzierungen im Erzgebirge, sowie Geldsorgen darzustellen. Außerdem haben ein paar Befragte die Deutschlandflagge gewählt und verbanden diese mit wachsenden rechten Kräften.

Aus den Ergebnissen der Befragungen wurde ein Durchschnitt gebildet, und drei Künstlerinnen aus dem Erzgebirge schufen basierend auf diesen Daten ein neues Kunstwerk: eine moderne, erzgebirgische Figur.

Entwürfe der Figuren aus den Befragungen

Abbildung Figur 1 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 2 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 3 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 4 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 5 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 6 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 7 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 8 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 9 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 10 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 11 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 12 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 13 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 14 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 15 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 16 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 17 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 18 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 19 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 20 Handwerks- und Bergbautradition
Abbildung Figur 21 Handwerks- und Bergbautradition

Ein weiterer Teil des Projekts ist die Ausstellung „The Smoking Chemnitzer:in“, die an der TU Chemnitz unter der Leitung von Dr. Melanie Hühn in Zusammenarbeit mit Masterstudierenden der Interkulturellen Kommunikation entstand. Hier wurden ebenfalls Stereotypen, Repräsentation und Tradition im Kunsthandwerk untersucht. Aus dieser Forschung entstanden vier neue Räucherfiguren, die unterrepräsentierte Gruppen darstellen sollen: „Empowerella“, „Die kritische Professorin“, „Burning Gender“ und „Die vietnamesische Pflegefachfrau“. Der Holzspielzeugbauer und Designer Markus Weber fertigte diese Figuren in Handarbeit an. Nach ihrer Präsentation im April 2024 in Chemnitz wurden sie auch einen Monat lang im Projektraum in Thalheim ausgestellt.

Zur Eröffnung der Ausstellung in Thalheim wurde die lokale Bevölkerung eingeladen, an einem Gespräch mit Dr. Melanie Hühn, Markus Weber und einem Studenten teilzunehmen, in dem der Entstehungsprozess der Figuren erläutert wurde. Das Projekt zielt darauf ab, traditionelle Handwerkskunst mit modernen, vielfältigen und inklusiven Darstellungen zu verbinden.

Die Projektmitarbeiterin Viktoria Hohlfeld begleitete dieses Mikroprojekt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse verarbeitete sie für den Projektabschluss in der Kurzgeschichte „Gestern – Heute – Morgen“. Hier kann sie nachgelesen werden.

Die Projektmitarbeiterin Viktoria Hohlfeld begleitete dieses Mikroprojekt. Die Ergebnisse und Erkenntnisse verarbeitete sie für den Projektabschluss in der Kurzgeschichte „Gestern – Heute – Morgen“. Hier kann sie nachgelesen werden.

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