ERZählungengestern, heute, morgen

Ausstellung Einsam?

Die gebürtige Annabergerin, Shelly, kehrte in den Sommermonaten 2023 im Rahmen einer Kunstresidenz in ihre Heimatstadt Annaberg-Buchholz zurück. Im Rahmen des Dachprojektes ERZählungen gestern, heute, morgen und dem dazugehörigen Teilprojekt „Antifeminismus und Geschlechterdemokratie“ setzte sie sich mit dem Thema Einsamkeit von Personen, insbesondere von weiblich sozialisierten, auseinander. Dabei entstand die Ausstellung „Einsam?“, in denen sie die Erlebnisse im Alltag, auf der Arbeit oder im Privatleben im Bezug zum Thema Einsamkeit und die Rolle von ländlichen sowie isolierten Gegenden künstlerisch aufgearbeitet hat.

Shelly beschreibt sich selbst als Künstlerin, die sich bewusst gegen stereotype Verhaltens- und Aussehensmuster stellt. Sie hinterfragt die gesellschaftlichen Erwartungen an Geschlecht und Identität und setzt sich mit Unsicherheiten in Selbstfindungsphasen auseinander. "Ich habe schon immer empfunden, dass die Gesellschaft Menschen aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Sexualität ungerecht behandelt. Mit meiner Rückkehr nach Annaberg sehe ich die Veränderungen in meiner eigenen Wahrnehmung im Vergleich zu früher und erkenne, dass die gleichen Themen immer noch relevant sind. Obwohl Annaberg eine traditionelle Stadt ist und ich mich früher oft einsam gefühlt habe, bin ich zurückgekommen, um etwas zu bewirken. Das erfüllt mich mit Stolz und Euphorie", sagt die Künstlerin.

für die ausführlichen Informationen bitte hier klicken

Ausstellungstermine

    1. Februar 2024 bis 12. März 2024 im Kulturzentrum Erzhammer Annaberg-Buchholz, Buchholzer Str. 2, 09456 Annaberg-Buchholz
    1. November 2023 bis 11. Februar 2024 im Projektraum in Thalheim, Stadtbadstraße 1d, 09380 Thalheim/ Erzgeb.

!! Die Ausstellung ist ausleihbar. Kontakt: erzaehlungen@resonanzraum-erzgebirge.de

Persönliche Worte der Künstlerin

„Kennen Sie das Gefühl von Einsamkeit?“

Mit dieser Frage sind wir im August durch die Straßen und Marktplätze in Annaberg-Buchholz gelaufen und haben Menschen getroffen, die uns
spannende, berührende und angstvolle Gedanken zu diesem Thema geteilt haben. Wer weiß, möglicherweise waren Sie eine der Personen und erkennen sich nun wieder. Doch warum stellen wir Menschen eine derart persönliche Frage, wozu überhaupt?

Ich bin Shelly, 25 Jahre und im Erzgebirge, genauer gesagt in Annaberg-Buchholz, aufgewachsen. Für mich war die Region schon immer etwas besonderes, auch weil ich gemischte Gefühle zu ihr aufgebaut habe. Einerseits haben wir die zauberhaften Weihnachtstage, an denen die Menschen im Erzgebirge näher zusammenzurücken scheinen. Dann wiederum gibt es im Jahr sehr selten Veranstaltungen, die Distanzen zwischen den Orten sind so groß dass sie sich manchmal auch wie unüberwindbare Hürden im Kennenlernen des Anderen anfühlen. Kurzum: ich habe mich als junger Mensch im Erzgebirge sehr allein und sehr isoliert gefühlt also stellte ich mir die Frage, wie es wohl älteren Menschen geht, Frauen, Müttern, Menschen die abseits der „Norm“ lieben und leben.

Da ich schon immer künstlerisch Arbeite und der Meinung bin, dass uns Kunst schwere und komplexe Themen durch seine Form spielerhaft näherbringen kann – du betrachtest das Bild und du gibst diesem Bild deine Bedeutung – habe ich Arbeiten zu diesem Thema und anhand der Befragungen entworfen. Entstanden sind nicht nur Zeichnungen und Malerei sondern auch Tonfiguren und ein Video, in dem wir das Thema tänzerisch bearbeiten. Wenn Sie die Ausstellung besuchen, werden Sie Formen und Farben erkennen, die sich wiederholen. Sie werden Ausschnitte aus den Interviews lesen und meine künstlerische Interpretation dazu vergleichen können. Lassen Sie sich von meiner Ausstellung anregen und sprechen Sie mit ihrem Umfeld drüber, denn eines habe ich gelernt: Einsamkeit lässt sich nicht ignorieren. Einsamkeit wird uns alle betreffen, an verschiedenen Punkten im Leben. Wenn wir offen darüber sprechen und die Scham ablegen, lässt sich auch Einsamkeit leichter ertragen.

Ich sende Ihnen alles Liebe.

Shelly

“Do you know the feeling of loneliness?”

With this question we walked through the streets and marketplaces of Annaberg-Buchholz in August and met people who shared exciting, touching and fearful thoughts on the subject. Who knows, maybe you were one of the people and now recognize yourself. But for what purpose do we ask people such a personal question? I am Shelly, 25 years old and grew up in Erzgebirge, more precisely in Annaberg-Buchholz. For me, the region has always been something special, partly because I have built up mixed feelings about it. On the one hand, we have the magical Christmas days, when the people in the Erzgebirge seem to come closer together. Then again, there are very few events in the year, the distances between the places are so huge that they sometimes feel like impossible hurdles in getting to know the other person. In short: as a young person in the Erzgebirge, I felt very lonely live and very isolated, so I asked myself how it is for older people, women, mothers, people who love and outside the societal “norm”.

Since I have always been an artist and believe that art can playfully have us deal with difficult and complex issues – you look at the picture and you give it your meaning – I have designed artworks based on the interviews and my personal underatsnding of this subject. The result is not only drawings and paintings, but also clay figures and a video in which we use dance as a tool to interpret the topic of loneliness. When you visit the exhibition, you will see shapes and colours that repeat themselves. You will be able to read excerpts from the interviews and compare my artistic interpretation with them. Be inspired by my exhibition and talk about it with your colleagues, friends and family members. I have learned one thing: loneliness cannot be ignored. Loneliness will affect us all, at different points in life. If we talk about it openly and put aside the shame, loneliness is also easier to bear.

I send you all my love.

Shelly

Bilder

Fotograf: Philipp Köhler

Ansprechpersonen

Carolin Juler (Co-Projektleitung):
carolin@resonanzraum-erzgebirge.de
Joseph Walthelm (Co-Projektleitung):
joseph@resonanzraum-erzgebirge.de

Resonanzraum Erzgebirge e.V.

Friedrichstraße 25 A
09380 Thalheim/Erzgeb.

Telefon: 03721-3699803
E-Mail: vorstand@resonanzraum-erzgebirge.de